„Die Situation im Kreißsaal war sehr entspannt, auch weil nicht so viele Menschen im Raum waren“, sagt Mona Jacobs. Sie hält ihren Sohn Lino im Arm, der erst vor wenigen Stunden das Licht der Welt im neu eingeführten Hebammengeleiteten Kreißsaal (HGK) des St.-Clemens-Hospitals Geldern erblickte. Vater Christian steht daneben und packt die letzten Sachen zusammen, weil es gleich schon nach Hause geht. „Es lief alles harmonisch ab und meine Frau konnte andere Positionen während der Wehen ausprobieren“, erzählt der Straelener, dessen Frau Mona gerade das bereits dritte gemeinsame Kind im St.-Clemens-Hospital geboren hat.
Das Paar entschied sich ganz bewusst für eine Geburt im Hebammengeleiteten Kreißsaal (HGK) – einem zusätzlichen und im Kreis Kleve bisher einzigartigen Konzept, das schwangeren Frauen eine möglichst natürliche Geburt ohne medizinische Interventionen ermöglicht. „Wir wollten das ausprobieren“, sagt Mona Jacobs. „Und es war wirklich schön. Der ganze Geburtsablauf war irgendwie intimer und privater als bei den beiden vorangegangenen Geburten, als es noch keinen Hebammengeleiteten Kreißsaal gab“, so die Mutter von nun drei Kindern. „Der HGK ist ein tolles Konzept, auch, weil wir so jetzt eine einzige Hebamme die ganze Zeit über in unserer Nähe hatten, die für uns zuständig war und uns begleitet hat.“ Trotzdem sei sie aber froh gewesen, zu wissen, dass eine ärztliche Unterstützung in Reichweite gewesen wäre, wenn nötig.
Auch Hebamme Lucia Bald, Mitinitiatorin des HGK-Konzepts und eine von insgesamt nur noch zwei Hausgeburtshebammen am Niederrhein, freut sich über den guten Start des neuen Kreißsaal-Konzept: „Es ist einfach eine sehr gute Alternative zu einer Hausgeburt. Wir können als Hebammen so ein ruhigeres Geburtserlebnis ermöglichen, bei dem es eine ganz lange Bonding-Phase zum Kennenlernen von Mutter und Kind gibt.“
Auch Sarah Eke ist begeistert. Ihre Tochter Lina, ihr bereits drittes Kind, kam im HGK zur Welt. „Meine Hebamme stellte mir das neue Konzept vor und ich fand den Gedanken schön, auf diese Weise zu entbinden“, sagt die Geldernerin. „Ich wollte lieber mit einer Hebamme entbinden, auch, weil ich Angst vor einem Kaiserschnitt hatte.“ Während und vor allem auch nach der Geburt sei alles viel ruhiger abgelaufen, berichtet auch Sarah Eke. „Aber es war gut zu wissen, dass medizinische Hilfe da gewesen wäre, wenn ich sie gebraucht hätte.“
Hebamme Lucia Bald ist überzeugt, dass sich das neue Konzept durchsetzen wird. „Wir als Hebammen, die so wie ich, seit Jahrzehnten in diesem Beruf arbeiten, haben immer wieder bestimmte Veränderungen der Bedürfnisse bei der Geburtshilfe erlebt“, sagt die Hebamme. „Aber ich glaube fest daran, dass ein Hebammengeleiteter Kreißsaal die Zukunft ist.“