„Ich muss ‚in die Röhre‘“ ist ein Satz, den viele Kinder kennen - von ihren Eltern, von den Großeltern, manchmal auch von Geschwistern oder Gleichaltrigen. Und manch ein Kind hat es auch schon selber erlebt. Gemeint sind Aufnahmen im Rahmen der medizinischen Diagnostik, die durch eine Magnetresonanztomografie (MRT) oder eine Computertomografie (CT) entstehen. Welche Technik aber genau dahinter steht, weiß kaum ein Kind.
Sieben Schülerinnen und Schüler zweier Gymnasien und einer Gesamtschule aus Krefeld durften nun bei André M. Kremer, Leiter des Instituts für Radiologie auf dem Gesundheitscampus St.-Clemens im Rahmen eines Tomografie-Workshops in besagte „Röhre“ ganz genau hineinschauen. In Zusammenarbeit mit dem ZDI-Zentrum KReMINTec e. V., das Nachwuchsförderung im MINT (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) -Bereich betreibt, erhalten die Schülerinnen und Schüler spannende Einblicke in radiologische Techniken.
„Wir bilden hiermit unsichtbare und verborgene Strukturen im Körperinneren ab“, erklärt Radiologe André M. Kremer, der den ersten Teil des Workshops am Radiologischen Institut im St.-Clemens-Hospital durchführte. Physikalische Verfahren sind für die Schichtaufnahmen erforderlich. „Und deren Prinzipien wie Magnetismus und Strahlung werden zwar in der Schule vermittelt, sind aber in der konkreten Anwendung eines MRT oder CT erheblich komplizierter.“
Um die Verfahren begreifen und erfahren zu können, durften die Schülerinnen und Schüler in Geldern eigene CT-Aufnahmen von mitgebrachten Exponaten wie Tablet, Modellhubschrauber oder auch einem Ei in einer Frühstücksdose sowie auch von Gehirnen von Studierenden und Dozierenden mittels MRT scannen und später unter fachlicher Anleitung von André M. Kremer auswerten.
An zwei weiteren Workshop-Tagen folgte dann der Druck: die in der Radiologie in Geldern gefertigten Schichtbilder erhielten Gestalt im 3D-Drucker. Dies erfolgte in Zusammenarbeit mit und bei der Hochschule Niederrhein (HSNR) in Krefeld. Anschließend setzten die Teilnehmenden die 3D-Objekte zusammen, um diese dann im CAD (Computer Aided Design, computergestütztes Erstellen von Zeichnungen) -Labor zu bearbeiten.
„So entstehen aus digitalen Vorlagen analoger Exponate oder aus unsichtbaren Strukturen des Körperinneren analoge und begreifbare Objekte für die Schülerinnen und Schüler“, wie Chrissoula Tolidou, Leiterin ZDI-Zentrum KReMINTec e. V. Krefeld erklärt. „Unser Ziel ist es, mit dem Workshop komplizierte medizinische Bildgebungsverfahren für Schülerinnen und Schüler erfassbar zu machen und somit das Interesse für medizinische Berufe unterschiedlichster Art zu wecken - von der Ausbildung zu(r/m) medizinische(n) radiologisch(en) Assistent*in über Berufe der Medizintechnik für tomografische Verfahren bis hin zum Beruf der/des Radiolog*in“, so die ZDI-Leiterin.
Unterstützt wurde der Workshop neben der HSNR und dem MVZ Gelderland am St.-Clemens-Hospital Geldern auch vom VDE (Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik) Rhein-Ruhr e.V., dem ZDI-Zentrum Krefeld, das Teil der landesweiten Gemeinschaftsoffensive „Zukunft durch Innovation“ ist, bei der sich mehr als 4.000 Partner aus Politik, Wirtschaft, Schule und Hochschule für die MINT-Fachkräftesicherung in NRW engagieren.